Laut einer Umfrage der erdbeerwoche unter 1.100 Jugendlichen empfinden 70 Prozent der Jungen das Thema Menstruation als unwichtig und peinlich.
Wieso verhalten sich Männer heutzutage beim Thema Periode immer noch gleichgültig oder abwertend?
Das liegt aus unserer Sicht in erster Linie an der vorherrschenden Unwissenheit und Desinformation. Über 70.000 Jugendliche haben ja bereits mit unserer digitalen Lernplattform READY FOR RED gearbeitet und wir merken ein enormes Interesse an dem Thema Menstruation gerade bei Jungen. Vor allem in der Pubertät gibt es für Jungen ja oftmals nichts Spannenderes als den weiblichen Körper. Wenn man diese Themen altersgerecht, mit Humor und in der Sprache der Jugendlichen vermittelt, dann ändert sich nicht nur der Wissensstatus, sondern auch die Einstellung dazu.
Wie sollte sich ein Vater verhalten, wenn seine Tochter zum ersten Mal ihre Menstruation bekommt?
Zu allererst: Keine Panik! Oftmals sind gerade Väter mit der Situation überfordert und quittieren diese dann mit Ignoranz oder einem Witz, den die Töchter meistens so gar nicht lustig finden. Wichtig wäre hingegen genau das Gegenteil: Anteilnahme zu zeigen – und zwar sowohl im Hinblick auf die Freuden, die mit der ersten Periode verbunden sein können, als auch auf das Negative: Schließlich leiden laut einer Umfrage der erdbeerwoche fast 90 Prozent aller Mädchen unter diversen Formen von Menstruationsbeschwerden. Das sollte auch von den männlichen Familienmitgliedern ernst genommen werden. Auch als Vater kann man der Tochter eine Wärmeflasche oder einen wohltuenden Kräutertee bringen und ihr so diese Zeit erträglicher machen.
Wie können alleinerziehende Väter bei der (ersten) Periode unterstützen?
Im Wesentlichen nicht viel anders als nicht alleinerziehende Väter: Der Tochter Empathie entgegenbringen und sie nach ihren Bedürfnissen fragen. Manche möchten vielleicht darüber sprechen, was da gerade mit ihrem Körper passiert, andere nicht. Beides ist in Ordnung und sollte akzeptiert werden. Möchte die Tochter partout nicht mit einem Mann über das Thema sprechen, so kann auch eine gute Freundin der Familie, eine Tante oder eine andere nahestehende Frau als Vertrauensperson hinzugezogen werden. Sollte die Tochter zum Beispiel unter so starken Regelschmerzen leiden, dass es ihr nicht möglich ist, am regulären Unterricht teilzunehmen, sollte unbedingt ein*e Frauenarzt/Frauenärztin zurate gezogen werden. Auf keinen Fall sollte das Mädchen vom Vater gezwungen werden, mit starken Regelschmerzen in die Schule zu gehen – so nach dem Motto: Stell' dich nicht so an! Solche Sätze sollten tabu sein.
Wann und wie können Eltern ihre Söhne für das Thema Menstruation sensibilisieren?
Sowohl Eltern im Allgemeinen, aber speziell Väter sollten ihr Wissen rund um Menstruation auffrischen, bevor es bei der eigenen Tochter so weit ist. Aus diesem Grund empfehlen wir auch immer, dass Jugendliche gemeinsam mit ihren Eltern READY FOR RED durchmachen. So manch Erwachsene*r hat dabei noch selbst viel Neues gelernt. Wichtig ist auch, daraus kein Tabu zu machen. Man kann es ruhig auch thematisieren, wenn die Mutter, Tante oder ein anderes Familienmitglied die Periode hat und was das für sie bedeutet. Das können sowohl die Töchter als auch die Söhne schon von klein auf mitbekommen. Sehen diese, dass es für die Eltern kein großes Ding ist, über Menstruation zu sprechen, dient ihnen das als wichtiges Vorbild.
Welche Botschaft wollt ihr speziell Männern zum Thema Periode vermitteln?
Auf erdbeerwoche.com haben wir eine eigene Section nur dem Thema Männer und Menstruation gewidmet. Dort kann und sollte sich aus unserer Sicht jeder Mann mal durchklicken, um seinen Horizont zu erweitern. Fakt ist jedenfalls: Die weibliche Periode ist das Natürlichste auf der Welt und gäbe es sie nicht, gäbe es uns alle nicht – auch keine Männer.