Da wir mehr als 90 Prozent aller Sinneseindrücke über unsere Augen aufnehmen, sollten sie von klein auf geschützt und Sehschwächen rechtzeitig behandelt werden. Laut Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. sieht jedes zehnte Kind schlecht und rund 60 Prozent der Sehschwächen bei Kindern werden zu spät erkannt. Speziell die Kurzsichtigkeit nimmt bei den Kleinsten weltweit stetig zu. Allerdings sind deshalb nicht gleich alle suboptimalen Sehbedingungen langfristig schädlich. Wir haben deshalb mal einige Augen-Mythen unter die Lupe genommen.
Augenschäden bei Kindern durch …?
- Mythos 1: Vom Fernsehen gibt’s viereckige Augen Egal wieviel in die Flimmerkiste geschaut wird, die Augen werden keinesfalls eckig. Trotzdem können sie durch zu langes Fernsehen überreizt sein. Das kann sich dann in Form von Brennen und einem Trockenheitsgefühl bemerkbar machen und gilt ebenfalls für regelmäßge Computer-Sessions und Co. Die sogenannte Blickmonotonie sollte durch regelmäßige Pausen und Blinzeln unterbrochen werden. Dadurch verteilt sich die Tränenflüssigkeit wieder gleichmäßig und die Augen sind weniger gereizt. Bei chronisch trockenen Augen können Augentropfen helfen. Sitzt euer Kind generell viel zu nah am jeweiligen Bildschirm, kann dies übrigens ein Anzeichen für Kurzsichtigkeit sein.
- Mythos 2: Durch absichtliches Schielen bleiben die Augen so stehen So ein Quatsch. Lasst eure Kleinen also einfach so oft wie sie lustig sind ihre Augen verdrehen. Ihr müsst euch keine Sorgen machen, dass sie dadurch gesundheitliche Schäden davontragen.
Wirkliches Schielen gehört dagegen in Behandlung. Ein leichter Silberblick kann übrigens von einem Laien schnell übersehen werden. Wird dieser nicht behandelt, kann sich dadurch eine bleibende Sehschwäche entwickeln, die auch das räumliche Sehvermögen beeinflusst. Wird das Schielen erst nach dem dritten Lebensjahr erkannt, wird es mit einer erfolgreichen Behandlung bereits schwierig. Ein Augenarztbesuch sollte also möglichst zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr erfolgen; selbst dann, wenn euer Kind keine für euch ersichtliche Beeinträchtigung hat. Erkundigt euch vorher bei eurer Krankenkasse, ob sie die Kosten der Untersuchung übernimmt. - Mythos 3: Lesen unter der Bettdecke schadet der Sehkraft Natürlich ist das Lesen unter schlechten Lichteinflüssen auf Dauer nicht zu empfehlen, denn es strengt unsere Augen an. Um jedes Wort lesen zu können, muss das Buch sehr nah vor das Gesicht gehalten werden. Dadurch zieht sich der Ziliarmuskel zusammen und die Linse des Auges rundet sich ab. Die Brechkraft nimmt zu und auf der Netzhaut entsteht ein scharfes Bild. Das ist harte Arbeit für die Augenmuskulatur, die Augen ermüden und die Sehkraft kann abnehmen. Letzteres passiert aber nur solange, bis sich die Augen (beispielsweise während der Nachtruhe) wieder erholt haben. Dazu empfehlen wir euch auch noch mal unsere Einschlaftipps für Schulkinder.
- Dennoch gibt es ein ABER: In der heutigen Zeit verbringen Kinder häufig zu viel Zeit in schlecht beleuchteten Räumen und sitzen zu häufig (und zu nah) vor dem Fernseher, Computer- und Smartphonebildschirmen. Geschieht dies jeden Tag und über mehrere Stunden, kann sich dadurch eine bleibende Kurzsichtigkeit entwickeln, die rechtzeitig behandelt werden sollte, um diese im besten Falle vollständig therapieren zu können.
Augenschäden bei Kindern könnt ihr am einfachsten vorbeugen, wenn ihr mit ihnen feste Fernseh- und Computerzeiten abmacht und zwischendurch kontrolliert, wie nah sie zum Beispiel vor dem Fernseher sitzen. Die Zeit des Spielens in freier Natur sollte überwiegen und das Kinderzimmer über genügend Lichtquellen verfügen. Versucht ihnen zudem so spät wie möglich einen eigenen Fernseher ins Kinderzimmer zu stellen. Ebenfalls können bequeme Ablenkungsmanöver, beim Arzt oder im Auto schnell zur Normalität werden. Smartphones und Tabletts mögen sie dann ‚ruhig stellen‘, aber gesund sind sie auf Dauer nicht. - Mythos 4: Brille nicht tragen verschlechtert die Sehkraft Bei Kindern ist es tatsächlich so, dass ein unregelmäßiges Tragen des Pflasters gegen einen Silberblick oder das Vergessen der Brille die Verbesserung der Sehkraft beeinflusst beziehungsweise die Genesung verhindert.
Bei Erwachsenen bewirkt eine zu schwache oder zu starke Dioptrien oder das Weglassen der Brille dagegen keine Verschlechterung der Sehkraft. Höchstens Kopfschmerzen oder ermüdete Augen können daraus resultieren. - Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser Selbst wenn ihr bei euren Kindern keine Auffälligkeiten wie etwa einen schielenden Blick, häufig zugekniffene Augen oder ähnliches feststellen könnt, plant in regelmäßigen Abständen einen Besuch beim Augenarzt. Denn: Je jünger euer Kind ist, umso geringer sind seine Vergleichsmöglichkeiten und umso weniger kann es euch mitteilen, ob es gut oder schlecht sieht.