
In Deutschland besitzen rund 69 Millionen Menschen ein Smartphone. Durchschnittlich beträgt die tägliche Nutzungsdauer laut Bitkom-Umfrage* von Smartphone-Besitzer*innen bei uns zwischen 30 und 49 Jahren etwa 158 Minuten. Zwischen 16 und 29 Jahren liegt sie bereits bei 182 Minuten. Mit dem Kumpel via WhatsApp chatten, auf Instagram doomscrollen und Impressionen für den nächsten Online-Shopping-Kauf suchen oder auf TikTok ein Comedy Video nach dem nächsten schauen. Bedenkt man, dass wir dies immer häppchenweise machen, kann man sich gut vorstellen, dass wir dadurch noch wesentlich mehr Zeit für andere Dinge verlieren.
Zwei Studien zeigen nun zum ersten Mal kausale Zusammenhänge zwischen dem Verzicht auf die Handy-Nutzung und unsere mentale Gesundheit auf.
*Quelle: Bitkom
Studie 1: Zwei Wochen Verzicht aufs mobile Internet macht konzentrierter und zufriedener
Das zeigt eine randomisierte Studie unter der Leitung des Verhaltenswissenschaftlers Noah Castelo von der University of Alberta in Kanada – erschienen im Fachmagazin PNAS.
Dazu mussten sich die 504 Proband*innen für vier Wochen eine App auf ihr Smartphone installieren, die den Zugang zum Internet blockiert. Während der einen Hälfte der Zugang sofort für zwei Wochen verwehrt wurde, konnte die andere Hälfte zuerst für zwei Wochen ins Netz und darauf für zwei Wochen ebenfalls nicht mehr.
Zudem wurden das subjektive Wohlbefinden und die mentale Gesundheit der Teilnehmer*innen zu Beginn, nach zwei und nach vier Wochenan anhand von Fragebögen bewertet.
Digital-Smartphone-Detox ist heilsam für unsere Psyche
Nach dem Verzicht verbesserten sich folgende Fähigkeiten:
höhere Lebenszufriedenheit intensiveres Erleben positiver Emotionen geringere Symptome für psychische Erkrankungen bessere Konzentrations- und Leistungsfähigkeit

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Mehr Offline, mehr im Hier und Jetzt
Statt in die Online-Welt stürzten sich die Studienteilnehmer*innen wieder ins Offline-Leben und widmeten sich verstärkt ihren Hobbys, Freund*innen, verbrachten mehr Zeit in der Natur und schliefen erholsamer. Das wiederum gab ihnen laut Studieninitiator*innen mehr Selbstbestimmtheit und Zufriedenheit.
Die positiven Effekte hielten - wenn auch etwas weniger intensiv - in den zwei Wochen an, in denen die Proband*innen wieder Zugriff auf das mobile Netz hatten.
FOMO-Betroffene profitierten mehr als andere
Die positiven Effekte zeigten sich besonders bei den Teilnehmenden, die von extremer FOMO – also der „Fear of missing out“ (Angst, etwas Wichtiges zu verpassen) – betroffen waren sowie Personen mit starken Konzentrationsproblemen und rastlose Proband*innen.
Kaum Durchhaltevermögen bei Smartphone-Verzicht
Ein Aber gibt es leider dennoch: Die Studie zeigt, wie schwer es dem Großteil der Teilnehmenden fiel, die Studie überhaupt bis zum Ende durchzuziehen. Durchhaltevermögen bewiesen von den Anfangs 504 Proband*innen nur 119. Da alle Teilnehmenden weiterhin Zugang zu Tablets und Computern hatten, trifft es die Bezeichnung „Handy-Sucht“ auf jeden Fall gut.
Studie 2: Smartphone-Nutzung unter zwei Stunden verbessert psychisches Wohlbefinden
Die gute Nachricht ist, Sie müssen nicht unbedingt für zwei Wochen ganz auf mobiles Netz verzichten. Denn eine weitere aktuelle Studie der Universität für Weiterbildung Krems unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Pieh zeigt, dass wir schon messbare positive Effekte für unsere mentale Gesundheit erzielen, wenn wir unser Smartphone für mindestens drei Wochen weniger als zwei Stunden täglich nutzen.
Bei den Proband*innen zeigten sich folgende Veränderungen
Depressive Symptome nahmen um 27 Prozent ab. Stress nahm um 16 Prozent ab. Schlafqualität stieg um 18 Prozent. Allgemeines Wohlbefinden stieg um 14 Prozent.
Wie kann man seine Bildschirmzeit am Handy langfristig verringern?
Das Forscherteam empfiehlt hierfür zwei Wege:
- Zeitlimit unter zwei Stunden setzen und dieses auch aktiv am Handy einstellen bzw. eine Benachrichtigung aktivieren, wenn die Gesamtnutzungszeit abgelaufen ist.
- Kosten und Nutzen zu den jeweiligen Apps abwägen und sich dazu Fragen stellen wie:
Warum nutze ich die App und wie fühle ich mich währenddessen/danach?
Ist die App wirklich sinnvoll oder gibt es Dinge, die mir eigentlich mehr Freude bereiten/interessanter/wichtiger sind?
