Longevity und Biohacking: Die Zukunft des gesunden Alterns?

Letzte Aktualisierung: 13. August 2025Lesezeit: 6 Minuten
In den letzten Jahren gewinnen die Begriffe „Longevity“ und „Biohacking“ immer mehr an Bedeutung. Sie versprechen, das menschliche Leben zu verlängern, die Gesundheit zu optimieren und langsamer zu altern. Lest hier, was die Begriffe bedeuten, welche Bereiche sie umfassen, welche Risiken sie bergen und warum sie in Teilen kritisiert werden.

Inhalt

Was ist Longevity?

Der Begriff „Longevity“ stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Langlebigkeit“ oder „langes Leben“. Er steht für die wissenschaftliche Erforschung von Methoden, um das menschliche Leben zu verlängern und die Lebensqualität im Alter zu verbessern. 

Die Idee, das Altern zu verstehen und zu beeinflussen, ist natürlich nicht neu. Bereits im 20. Jahrhundert begann die Wissenschaft, sich mit den biologischen Mechanismen des Alterns auseinanderzusetzen. Ein bedeutender Pionier auf diesem Gebiet ist der Engländer und Biogerontologe Aubrey de Grey. Er ist Mitbegründer der SENS Research Foundation – einer Non-Profit-Organisation in Silicon Valley - die sich auf die Entwicklung von Strategien zur Reparatur gesundheitlicher Schäden konzentriert, die im Laufe des Lebens entstehen. De Grey ist einer der bekanntesten Stimmen in der Longevity-Community - er bezeichnet sich als „geistigen Führer“ und setzt sich für die Idee ein, dass das Altern als Krankheit behandelt werden könnte, die heilbar sei. 

Für ihn ist Altern Physik, nicht Biologie: „Wir altern, weil wir Maschinen mit beweglichen Teilen sind.“*

*Quelle: Deutschlandfunk Kultur

Longevity-Szene boomt

Gerade in den letzten Jahrzehnten hat die Forschung enorme Fortschritte gemacht. Die Idee, das Altern aktiv zu verzögern und sogar umzukehren, ist heute eine ernstzunehmende wissenschaftliche Richtung, die sowohl in der akademischen Welt als auch in der Startup-Szene viel Aufmerksamkeit erregt. 

Nicht zuletzt natürlich auch aufgrund des großen Anklangs und dementsprechend auch des wirtschaftlich gewinnbringenden Faktors.

Welche Bereiche umfasst Longevity?

  • Genetik und Epigenetik:um die genetischen und epigenetischen Faktoren zu verstehen und mögliche Störfaktoren, die das Altern beeinflussen, ausfindig zu machen. Ziel ist es, diese Prozesse gezielt zu modifizieren, um die Zellalterung zu verlangsamen.
  • Ernährung und Diäten:Intervallfasten, kalorienreduzierte Ernährung und spezielle Diäten wie die Mittelmeerdiät werden untersucht, um die Lebensspanne zu verlängern, endzündlichen Prozessen und generell Krankheiten vorzubeugen. Das Darmmikrobiom spielt hierbei übrigens eine große Rolle.
  • Nahrungsergänzungsmittel/Supplementierung:die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln wie NAD+-Vorstufen, Antioxidantien wie Vitamin C, E, A, Omega-3-Fettsäuren, Coenzym Q10, Vitamin D, Quercetin, Resveratrol und Metformin werden erforscht, um die Zellfunktion zu verbessern und Alterungsprozesse zu verzögern.
  • Medizinische Innovationen:Fortschrittliche medizinische Methoden wie regenerative Therapien, Stammzellforschung und Gewebezüchtung, zielen darauf ab, beschädigte Zellen zu reparieren oder zu ersetzen. Hinzu kommt eine Vielzahl an KI-basierten Maßnahmen und generell neuen digitalen Anwendungen. Dazu gleich mehr.
  • Lebensstil und Umwelt:Bewegung, Schlafqualität, Stressmanagement und Umweltfaktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Langlebigkeit.

Diese Bereiche sind eng miteinander verknüpft und bilden die Grundlage für eine ganzheitliche Herangehensweise an ein gesünderes und längeres Leben.

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Was ist Biohacking?

„Biohacking“ bezeichnet die aktive Optimierung des eigenen Körpers und Geistes durch technologische, biologische oder verhaltensbezogene Maßnahmen und geht mit der Longevity-Wissenschaft Hand in Hand. Der Begriff wurde in den 2000er-Jahren populär, doch die Praxis des Selbst-Experimentierens ist viel älter. Ein bedeutender Vorreiter im Bereich des Biohacking ist Dave Asprey, auch „Vater des Biohacking Bullet bzw. der Bulletproof-Artikel“ genannt. Ziel ist es, durch die in der Longvity-Forschung erforschten Maßnahmen die eigene Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern.

Welche Biohacking-Tools und Behandlungen gibt es?

Im Bereich des Biohacking gibt es eine Vielzahl von Tools, Technologien und Behandlungen, die darauf abzielen, die eigene Gesundheit, das Enegielevel und die Langlebigkeit zu optimieren.

  • Wearables und Smartwatches Moderne Wearables wie Fitnesswatches oder Ringe ermöglichen es, kontinuierlich Daten zu Herzfrequenz, Schlafqualität, Aktivitätsniveau, Erholung und sogar Sauerstoffsättigung zu messen. Diese Daten helfen dabei, den eigenen Gesundheitszustand besser zu verstehen und gezielt Maßnahmen zu ergreifen.
  • Gesundheits-Apps Auch eine Vielzahl an Gesundheits-Apps unterstützen Nutzer*innen bei der Ernährung, Fastenperioden und der Überwachung ihrer Vitalparameter. Sie bieten personalisierte Empfehlungen und ermöglichen eine langfristige Datenanalyse.
  • Supplements Nahrungsergänzungsmittel wie NAD+-Vorstufen (z.B. Nicotinamid-Ribosid), Antioxidantien oder spezielle Vitamine werden je nach individuellem Bedarf eingesetzt, um die Zellalterung zu verlangsamen und Erkrankungen vorzubeugen (siehe auch Longevity-Absatz).
  • Künstliche Intelligenz und genetische Tests Genetische Tests liefern Informationen über individuelle Risiken und Potenziale. KI-basierte Plattformen analysieren diese Daten, um personalisierte Empfehlungen für Ernährung, Bewegung oder Supplementierung zu geben.
  • Neurostimulation und „Gehirn-Tools“ Spezielle Haarbänder und Kopfhörer unterstützen beim Neurofeedback, bei Meditation oder kognitiven Trainings. Ziel ist es, die geistige Leistungsfähigkeit und das Stressmanagement zu verbessern.
  • Licht- Temperatur- und Sauerstofftherapien Rotlichtlampen, Infrarot- und Lasertherapiegeräte, Kälte- und Wärmetherapie (z.B. Sauna oder Kältetherapie mit Cryotherapie-Kammern) und Sauerstofftraining wie Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training (IHHT) werden eingesetzt, um die Zellfunktion zu verbessern, die Durchblutung zu fördern und den Heilungsprozess zu beschleunigen.
  • Medizinische Eingriffe/Behandlungen Medizinische Behandlungen wie Stammzelltherapien, Hormontherapien (z.B. Testosteron, Wachstumshormone), oder innovative Ansätze wie die Anwendung von CRISPR-Gentechnik, um genetische Defekte zu korrigieren.

Gibt es Risiken?

Diese Tools und Behandlungen sind Teil eines wachsenden Marktes, der ständig durch neue Technologien, Nahrungsergänzungsmittel und Ähnliches ergänzt wird. Wichtig ist, sich vor der Anwendung gut zu informieren und eine haus- oder fachärztliche Praxis zu konsultieren, um Risiken zu minimieren. Nicht zuletzt können auch oft als harmlos eingeschätzte Nahrungsergänzungsmittel bei Überdosierung der Gesundheit schaden.

Vergesst außerdem bei all der Optimierung, um euer Leben zu verlängern, nicht, zu leben. Denn der ständige Fokus auf die Gesundheit kann zum Beispiel zu Stress und Ängsten führen. Richtig alt zu werden, kann natürlich toll sein, aber fragt euch zwischendurch immer mal wieder, ob ihr eure Zeit ausreichend für Dinge nutzt, die euch Freude bereiten und Lebensqualität schenken. Die Mischung macht's also wie so oft.

Kritik am Langlebigkeits-Hype

Natürlich gibt es auch Kritik am Longevity-Biohacking-Hype. Denn rechnen wir mal die Fülle an Tools, Untersuchungen, Behandlungen und Nahrungsergänzungsmitteln zusammen, kommen wir schnell auf hohe Summen. Läuft es also darauf hinaus, dass in Zukunft nur die Gutverdienenden ein sehr hohes Alter erreichen können?

Hinzu kommt, dass viele der Methoden noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt sind und zum Teil eher auf Marketingversprechen als auf robusten Daten basieren. Die Fixierung auf maximale Lebensspanne könnte zudem den Blick auf Lebensqualität und soziale Faktoren verengen – was nützt ein hohes Alter, wenn psychisches Wohlbefinden, Sinnhaftigkeit oder gesellschaftliche Teilhabe zu kurz kommen? Kritiker bemängeln auch, dass der Longevity-Trend den Druck verstärken könnte, „ewig jung“ zu bleiben, und so unrealistische Erwartungen an den eigenen Körper schürt. 

Zudem stellt sich die ethische Frage, welche Auswirkungen eine massiv verlängerte Lebenserwartung auf Ressourcenverbrauch, Generationengerechtigkeit und soziale Strukturen hätte. Schließlich ist fraglich, ob ein verlängertes Leben allen Menschen gleichermaßen zugutekommt oder ob sich dadurch bestehende soziale Ungleichheiten sogar noch verschärfen.

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