Friseurin kämmt lächelender Kundin mit Balayage die Haare

Haare färben, tönen und blondieren in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft müsst ihr auf einige Dinge verzichten, um die Gesundheit eures ungeborenen Kindes nicht zu gefährden. Und weil auch beim Haarefärben, Tönen und Blondieren Chemikalien zum Einsatz kommen, stellt sich die Frage, ob es ebenfalls ein No-Go in der Schwangerschaft ist. Wir haben die wichtigsten Infos für euch!

Wodurch können Haarfärbemittel, Tönungen oder Blondierungen in der Schwangerschaft schädlich sein?

Chemikalien, die in Haarfärbemitteln (Oxidationshaarfarben), Tönungen (semipermanente Farben) oder Blondierungen enthalten sind, können, sofern sie mit der Kopfhaut der Schwangeren in Kontakt kommen, ins Blut der Schwangeren gelangen. Über den Blutkreislauf können diese Stoffe in die Plazenta (oder während des Stillens in die Muttermilch) und schließlich in das Blut des (ungeborenen) Kindes übergehen. Zudem kann auch eine allergische Reaktion der Schwangeren ein Risiko für das Ungeborene darstellen, da die werdende Mutter keine Antihistaminika einnehmen sollte.

Haare färben laut Wissenschaft in der Schwangerschaft unbedenklich

Dennoch geben Expert*innen Entwarnung. Grundlegend werden Haarfarben erst für den Verkauf in der EU und Schweiz zugelassen, sofern sie der jeweiligen Kosmetikverordnung entsprechen und somit als sicher eingestuft wurden. Auch gibt es bislang keine Studien, die belegen, dass das Haarefärben in der Schwangerschaft oder während des Stillens für das Ungeborene gefährlich ist. Allerdings ist die Studienlage dazu auch nicht groß. Laut Wissenschaftler*innen geht bei dem Prozess aber, wenn überhaupt, nur eine sehr geringe Chemikalienmenge ins Blut über.

Dies gilt vor allem für Teilblondierungen. Wenngleich die Blondierung die Haare am stärksten strapaziert, stellt sie für unsere Gesundheit ein geringeres Risiko dar als eine Komplettfärbung, sofern sie nur einen Teil der Haare betrifft. Dies ist bei Färbetechniken wie Balayage oder Strähnchen/Highlights der Fall, da die Kopfhaut dann meist kaum mit der Blondierung in Kontakt kommt.

Nicht im ersten Trimester!

Expert*innen empfehlen trotzdem, dass Schwangere kein Risiko eingehen sollten und daher im ersten Trimester komplett auf das Färben, Tönen und Blondieren verzichten sollten. So stufen beispielsweise viele Wissenschaftler*innen Inhaltsstoffe wie aromatische Amine (z. B. Para-Phenylendiamin/PPD) allgemein als bedenklich ein. So kann PPD in einer zu hohen Konzentration und ohne sogenannte Kupplersubstanz wie Resorcin das Erbgut schädigen und Allergien auslösen – auch Bandrowski-Base genannt. Da ihr in der Schwangerschaft keine Antihistaminika einnehmen solltet, ist eine Allergie eine Gefahr für eure und damit auch für die Gesundheit eures Kindes. Des Weiteren zeigt eine japanische Studie aus 2021*, dass die Kleinkinder von Frauen, die sich in der Schwangerschaft oft die Haare selbst färben, häufiger unter Heuschnupfen leiden.

Übrigens rät das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) davon ab, Produkte vor der Anwendung an einer kleinen Hautstelle zu testen, da dies das Allergierisiko erhöhen kann. 

Auch ist es möglich, dass ihr in der Schwangerschaft sehr empfindlich oder sogar mit Übelkeit und Erbrechen auf den Geruch von Haarcolorationen – besonders durch Ammoniak – reagiert. 
 

*Quelle: doi: 10.1016/j.envres.2021.111530 

Tipps für das Färben, Tönen und Blondieren in der Schwangerschaft

Falls ihr auf das Haarefärben, Tönen oder Blondieren in der Schwangerschaft nicht komplett verzichten wollt, empfehlen Expert*innen, damit bis zum zweiten Trimester zu warten. Außerdem sei dabei die Häufigkeit entscheidend. Drei- bis viermal Kolorieren sei in der Schwangerschaft unbedenklich. Geht zum Färben, Tönen oder Blondieren zum/zur Friseur*in. Er/sie hat Erfahrung darin, die Farbe oder Blondierung von eurer Kopfhaut fernzuhalten und wählt in der Regel immer die schonendste Variante für euch – speziell in der Schwangerschaft. Wollt ihr eure Haare doch selbst färben oder tönen, hier die wichtigsten Tipps:
  1. Kauft nur Farben oder Blondierungen, die von der EU und Schweiz als sicher eingestuft wurden, und keine Produkte, die außerhalb der EU hergestellt wurden.
  2. Färbt eure Haare nur, wenn eure Kopfhaut unverletzt und nicht gereizt ist, da dadurch mehr Chemikalien als gewöhnlich ins Blut übergehen und zu noch größeren Beschweren führen können. Tragt außerdem immer Handschuhe, um auch den Kontakt mit den Händen zu vermeiden.
  3. Neigt ihr schnell zu allergischen Reaktionen und beobachtet beispielsweise, dass eure Haut in der Schwangerschaft empfindlicher als sonst ist, verzichtet lieber komplett aufs Färben, Tönen und Blondieren.
  4. Achtet darauf, dass beim Färben so wenig vom Produkt auf eurer Kopfhaut landet wie möglich. Am besten klappt das, wie schon erwähnt, wenn ihr die Ansätze ausspart beziehungsweise durch Techniken wie Strähnchen oder Balayage. Farbreste an Ohren, Stirn und im Nacken am besten sofort entfernen.
  5. Reduziert die Einwirkzeit auf ein mögliches Minimum und spült die Farbe gut aus.
  6. Achtet darauf, dass der Raum, in dem ihr die Farbe oder das Bleichmittel auftragt, gut belüftet ist.
  7. Alternativen zum Färben, Tönen und Blondieren: Probiert es mal mit natürlichen Alternativen wie Henna oder Indigo – achtet hierbei auch auf zertifizierte Produkte, da Begriffe wie Natur- oder Pflanzenhaarfarbe nicht geschützt sind und trotzdem Chemie und Verunreinigungen wie Pestizide enthalten sein können. Zudem könnt ihr auch auf Farbshampoos zurückgreifen, die sich nur auf der Haaroberfläche ablagern und nach ein bis zwei Haarwäschen wieder ausgewaschen sind.
  8. Ihr wollt eure Haare natürlich und schonend aufhellen? Dann ist vielleicht eine Zitronensaft- oder Kamillenblüten-Lauge etwas für euch. Für die Kamillenblütentinktur kocht ihr einfach ein Liter Wasser auf, gießt es direkt über die Blüten und lasst die Flüssigkeit dann so lange abkühlen, bis die Lauge nur noch warm ist. Die Wirkung setzt allerdings erst ein, wenn ihr die Flüssigkeit intensiv ins Haar einmassiert und sie anschließend unter Wärme (beispielsweise unter einem Handtuch und Fönwärme oder in der Sonne) einige Zeit einwirken lasst.
  9. Statt eure eigenen Haare zu färben, könnt ihr auch auf andersfarbige Haarteile (Extensions) zurückgreifen, die allerdings je nach Menge und Länge kostspieliger sind als eine Farbbehandlung.
  10. Statt einer neuen Haarfarbe oder Farbauffrischung könnt ihr euch auch einfach für einen neuen Haarschnitt und/oder eine Intensivpflege entscheiden, um eure Haare im neuen Glanz erstrahlen zu lassen. In vielen Fällen kann das sogar wirklich die beste Wahl sein, denn ...

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