Abgesehen davon, dass die Temperaturen im Sommer und in sehr warmen Ländern für Schwangere bereits ein erhöhtes Risiko mit sich bringen, erhöht der Klimawandel in Deutschland beziehungsweise in Nordeuropa die Gefahr einer Frühgeburt also zusätzlich. Das Forscherteam um Studienleiterin Prof. Petra Arck vom Zentrum für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin am UKE kam daher zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2033 rund jedes sechste Kind durch die zunehmende Wärme eine Frühgeburt sein könnte. Damit würde sich die Zahl im Vergleich zu heute verdoppelt haben.
Weitere Studien deuten darauf hin, dass hohe Temperaturen und Hitzestress zu weiteren Schwangerschaftskomplikationen wie Totgeburten und einem niedrigen Geburtsgewicht führen können.
Die Ergebnisse der UKE-Studie
- Bereits bei 30 Grad Celsius steigt das Frühgeburtsrisiko um 20 Prozent.
- Ab einer Temperatur von 35 Grad Celsius steigt das Risiko um 45 Prozent.
Auch wurde festgestellt, dass speziell ab dem dritten warmen Tag – sofern keine Abkühlung erfolgte – vorzeitige Wehen vermehrt einsetzten. Und je höher dabei die Luftfeuchtigkeit, desto höher war das gefühlte Wärmeempfinden der Schwangeren. Ein bis zwei warme Tage am Stück konnten die Schwangeren hohe Temperaturen dagegen noch relativ gut verarbeiten.
Warum erhöht anhaltende Hitze das Risiko einer Frühgeburt?
„Weil der Bauch auf die Hauptvene drückt, kommt am Herzen nicht mehr so viel Blut an”, so Arck.
Die anhaltende Hitze verstärkt den Effekt, da sich die Blutgefäße durch die Hitze noch stärker weiten.
Auch die Gebärmutter ist laut des Teams von der Gefäßerweiterung durch Hitze betroffen: „Unsere Daten deuten darauf hin, dass Hitzestress nicht nur die Umverteilung von Blut in die Haut, sondern auch in den Fötus auslösen kann. Das beeinträchtigt die Versorgung des heranwachsenden Babys mit Sauerstoff und Nährstoffen“, so Arck.
Wie lief die Studie ab?
Für die Studie wertete das Forscherteam anonymisierte Daten von mehr als 42.000 Schwangeren, die im UKE ihr Kind zur Welt brachten, der letzten 20 Jahre aus. Um die Auswirkungen von Hitzewellen in der Schwangerschaft analysieren zu können, verglichen die Forscher*innen die errechneten und tatsächlichen Geburtstermine mit den Klimatabellen von März bis September des Hamburger Wetterdienstes.
Studie veröffentlicht in „The Lancet"
Schwangere sollten Hitze meiden!
Um das Risiko einer späten Frühgeburt durch hohe Temperaturen zu minimieren, sollten laut Arck Schwangere zwischen der 34. und 38. SSW …
Sonne meiden kühle Orte/klimatisierte Räume vorziehen regelmäßig ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen
Welche Risiken bestehen bei einer späten Frühgeburt?
Zwar klingt die Bezeichnung späte Frühgeburt nicht mehr so gefährlich, allerdings birgt auch eine Frühgeburt zwischen der 34. und 37. SSW immer noch viele Risiken für das Kind, wie ...
- Unreife der Lunge, des Verdauungstrackts und Immunsystems
- Infektionen
- Allergien, Asthma
- Übergewicht (Adipositas)
- Verhaltens- und Entwicklungsprobleme (z. B. Konzentrationsstörungen und Lerndefizite)
Häufige Gründe für frühe Frühgeburten
Ob Hitzestress auch das Risiko einer frühen Frühgeburt erhöht, wurde in der Studie nicht analysiert. Die Gründe für eine frühe Geburt seien laut Arck eher auf andere Komplikationen wie etwa mütterliche Erkrankungen und Infektionen in der Schwangerschaft zurückzuführen. Trotzdem empfehlen wir euch, unabhängig davon, in welcher Schwangerschaftswoche ihr euch befindet, Hitzestress immer zu vermeiden, um Komplikationen vorzubeugen.