Chicoree ist ein Gemüse mit vielen Bitterstoffen

Bitterstoffe: Natürliches Mittel gegen Verdauungsbeschwerden

Wenn wir Redewendungen wie: „Das ist bitter für sie“ oder „bittere Medizin“ verwenden, wollen wir damit etwas Negatives ausdrücken. Schließlich ist bitterer Geschmack schon für unsere Vorfahren eine Warnung dafür gewesen, dass etwas verdorben, ungenießbar oder sogar giftig war. Dabei sind Bitterstoffe für unseren Körper sehr wichtig!

Was sind Bitterstoffe?

Bitterstoffe sind natürliche chemische Verbindungen, die in vielen Pflanzen vorkommen und für deren bitteren Geschmack verantwortlich sind. Sie gehören zu einer vielfältigen Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, darunter Cynarin (Artischocken), Glucosinolate (Rüböl, Senf), Lactucin (Eisbergsalat) oder Amarogentin (Enzian). Diese Verbindungen dienen Pflanzen als natürlicher Schutz vor Fraßfeinden, haben aber auch zahlreiche gesundheitliche Vorteile für den Menschen.

Wie wirken Bitterstoffe?

Bitterstoffe nehmen wir unter anderem über unsere Bitterrezeptoren auf der Zunge und sogar über Rezeptoren, die in unserer Lunge sitzen, auf. Darüber wirken diese zum Beispiel entzündungshemmend, antibakteriell und immunregulierend. Problematisch ist, dass wir immer weniger Bitterrezeptoren haben, da wir bitteres Essen nicht nur meiden, sondern die in Lebensmitteln enthaltenen Bitterstoffe weggezüchtet werden oder durch konventionellen Anbau verschwinden. Indem wir jeden Tag eine kleine Menge an Bitterstoffen zu uns nehmen, ist es aber möglich, die Bitterrezeptoren zu erhalten und uns an den bitteren Geschmack zu gewöhnen.

So helfen Bitterstoffe bei Übersäuerung (Azidose)

Besonders durch eine unausgewogene Ernährung und Stress zählt die Übersäuerung mittlerweile zu einer weitverbreiteten Stoffwechselstörung. Eine Übersäuerung kann unter anderem zu Rheuma, Gicht, Haarausfall, Hauterkrankungen, Müdigkeit, Nervosität, Kopfschmerzen, Abwehrschwäche, schlechter Durchblutung, Allergien und Neurodermitis führen. Bitterstoffe kurbeln den Abbau und das Ausscheiden des Säureüberschusses an und sorgen für ein Säure-Basen-Gleichgewicht.

Wie Bitterstoffe die Verdauung ankurbeln

Bitterstoffe wirken sich direkt auf unsere Verdauung aus: Sie regen die Produktion von Speichel und Magensäure an, was den gesamten Verdauungsprozess unterstützt. Besonders nach fettigen Mahlzeiten können sie helfen, das unangenehme Völlegefühl zu reduzieren. Studien zeigen, dass ein vermehrter Speichelfluss auch eine bessere Aufnahme von Nährstoffen fördert und die Mundgesundheit positiv beeinflusst.

Außerdem regen Bitterstoffe die Darmschleimhaut dazu an, Stoffwechselschlacken auszuscheiden. Ein toller Nebeneffekt: Bitterstoffe mindern die Lust auf Süßes, regulieren das Sättigungsgefühl und regen den Fettstoffwechsel an. Denn unser Kopf hat sich immer noch aus Urzeiten gemerkt: Bitter nur in Maßen essen. Somit bremst das Gehirn die Lust aufs Essen und kurbelt die Verdauung an.

Bitterstoffe schützen vor „freien Radikalen“

Bitterstoffe wirken antioxidativ und beugen somit beispielsweise bösartigen Tumorerkrankungen, Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Arthritis vor, indem sie Schutz vor „freien Radikalen“ und damit oxidativem Stress bieten.

Welche Lebensmittel enthalten besonders viele Bitterstoffe?

Lebensmittel mit hohem Gehalt an Bitterstoffen sind unter anderem

  • Grünes Blattgemüse: Chicorée, Endivie, Radicchio, Löwenzahn, Grünkohl
  • Kräuter & Gewürze: Wermut, Enzian, Kurkuma, Ingwer, Schafgarbe
  • Obst: Grapefruit, Zitronenschale, Granatapfel
  • Getränke: Kaffee, Grüner Tee, Kräutertee, Bitterliköre

Wie kann ich Bitterstoffe in meine tägliche Ernährung integrieren?

Viele Menschen meiden bittere Lebensmittel, weil sie den Geschmack als unangenehm empfinden. Doch es gibt Tricks, um Bitterstoffe schmackhafter zu machen:

  • Kombination mit süßen oder sauren Aromen: Radicchio mit Orangen, Chicorée mit Apfel oder Grapefruit mit Honig kombinieren, um den bitteren Geschmack auszugleichen.
  • Langsames Herantasten: Wer wenig bittere Lebensmittel isst, kann nach und nach kleine Mengen in seine Mahlzeiten einbauen.
  • Bitterstoffe als Tee oder Tinkturen: Bestimmte Bitterkräuter lassen sich als Tee oder Tropfen einnehmen, um gezielt Verdauung und Stoffwechsel zu unterstützen.

Bitterstoffe als Nahrungsergänzung – Wann sinnvoll?

Bitterstoffe können auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln wie Kapseln, Pillen oder Tropfen eingenommen werden. Allerdings sind diese nicht immer empfehlenswert, da die positiven Effekte der Bitterstoffe manchmal erst durch das Kauen der Lebensmittel ausgelöst werden. Natürlich kommt es hierbei auch auf die jeweiligen Beschwerden an. Idealerweise besprechen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt, welche Bitterstoffe sich in welcher Form für Sie am besten eignen. Eine kleine Hilfestellung haben wir ihnen hier zusammengefasst:

Formen & Einnahme von Nahrungsergänzungspräparaten

  • 💧 Tropfen: Schnell wirksam, direkt auf die Zunge
  • 💊 Kapseln/Tabletten: Praktisch, aber langsamere Wirkung
  • 💊 Kapseln/Tabletten: Praktisch, aber langsamere Wirkung
  • 🍵 Tee: Natürliche Alternative mit Kräutern wie Enzian & Wermut

Darauf sollten sie achten bei Nahrungsergänzungspräparaten

  • Natürliche Inhaltsstoffe (z. B. Löwenzahn, Schafgarbe)
  • Ohne künstliche Zusätze & Bio-Qualität bevorzugen
  • Dosierung beachten – zu viel kann Magenreizungen verursachen

Haben Bitterstoffe Nebenwirkungen?

In der Regel sind Bitterstoffe sicher und fördern die Verdauung. Bei übermäßigem Konsum oder bei empfindlichen Personen können jedoch Magenbeschwerden oder Durchfall auftreten. Es ist daher ratsam, mit kleinen Mengen zu beginnen und die individuelle Verträglichkeit zu beobachten. Bei bestehenden Magen-Darm-Erkrankungen oder der Einnahme von Medikamenten sollten Sie vor der Einnahme von Bitterstoffpräparaten Ihren Arzt oder Ihre Ärztin befragen.

 

Nicht immer sind bitterschmeckende Lebensmittel zum Verzehr geeignet: Schmecken eine (meist selbstangebaute) Zucchini oder Kürbisgewächse wie Kürbisse, Gurken und Melonen sowie Aprikosenkerne bitter, deutet das auf giftige und hitzebeständige Cucurbitacine hin.

Vorsicht bei bitterschmeckenden Lebensmitteln, die eigentlich nicht bitter sind

Schmecken Zucchini (meist selbstangebaut) oder Kürbisgewächse wie Kürbisse, Gurken, Melonen sowie Aprikosenkerne bitter, deutet das auf giftige und hitzebeständige Cucurbitacine hin und ist auf gar keinen Fall zum Verzehr geeignet.

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Thieme Connect – Bitterstoffe: Von der traditionellen Verwendung bis zum Einsatz an der Haut:

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