Ertrinken ist bei Kindern bis 15 Jahren die zweithäufigste Unfallursache mit Todesfolge Jungen sind wesentlich häufiger betroffen als Mädchen. Auf einen tödlichen Unfall kommen etwa vier Unglücksfälle mit stationärer Behandlung und das Risiko bleibender Hirnschäden steigt enorm.
Fünf Tipps, um Kinder vor dem Ertrinken zu schützen
1. Aufmerksamkeit
Ertrinken geschieht in Windeseile – bereits 20 Sekunden genügen. Auch wenn es ein wenig nach Helikopter-Eltern klingt: Lasst besonders Kleinkinder und Kinder, die noch nicht sicher schwimmen und tauchen können in Wassernähe – also nicht nur im Wasser, sondern auch am Rand eines Gewässers – niemals unbeaufsichtigt. Die meisten Badeunfälle passieren nämlich durch unbeabsichtigtes Hineinfallen. Um euch trotzdem entspannt eurem Buch, Handy oder anderen Dingen widmen zu können, nehmt immer eine weitere Aufsichtsperson mit, auf die Verlass ist und wechselt euch mit der Aufsicht ab.
Hier passieren die meisten Unfälle mit Kindern
Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) „Mehr Sicherheit für Kinder“ kamen 85 Prozent der Unfälle von Ein- bis Zweijährigen und 60 Prozent der Unfälle von Drei- bis Sechsjährigen in Deutschland in den eigenen vier Wänden vor. Zu den typischsten Unfällen zählen Stürze, Ertrinken, Ersticken, Verbrennungen/Verbrühungen und Vergiftungen.
2. Schwimmhilfen nur unter Aufsicht
Kann euer Kind noch nicht schwimmen, gehören Schwimmhilfen wie Schwimmflügel oder Schwimmringe zur Grundausstattung. Allerdings schützen diese nicht zu 100 Prozent vor dem Ertrinken. Der Kopf ist bei Kindern im Vergleich zum restlichen Körper verhältnismäßig groß und schwer, weshalb sie trotz Schwimmhilfen schnell mit dem Kopf nach vorne ins Wasser kippen können. Auch hier genügen bereits wenige Sekunden der Unachtsamkeit und schon befindet sich ein Kind in Lebensgefahr. Zudem sollten Nichtschwimmer*innen immer nur bis zum Bauch ins Wasser gehen, sofern sie allein gehen. Auch hier gilt: Nur unter Aufsicht!
3. Vorsicht auch bei flachen Gewässern
Babys und Kleinkinder können bereits in Pfützen, Regentonnen, Planschbecken und in der Badewanne ertrinken. Auch hierbei spielt wieder der verhältnismäßig große Kopf eine Rolle. Fallen sie hin, genügt es bereits, wenn der Kopf unter Wasser gerät und das Risiko des Ertrinkens beziehungsweise eines Sauerstoffmangels, der das Gehirn langfristig schädigt, steigt.
Sport und Präventionskurse
4. Kinder ertrinken leise
Viele gehen davon aus, dass sich Ertrinkende durch Winken, Strampeln und Hilfeschreie bemerkbar machen. Gerade bei Kindern ist dies allerdings meist nicht der Fall. Speziell kleine Kinder gehen häufig sofort unter und tauchen nicht mehr auf. Gerade wenn sie mit dem Gesicht unter Wasser geraten, verschließt sich reflexartig der Kehlkopf und die Atmung setzt aus (Stimmritzenkrampf/Kehlkopfkrampf). Stimme und Körper werden somit starr und sie ertrinken lautlos. Aber auch ältere Kinder und Erwachsene können meist nicht mehr auf sich aufmerksam machen. Ertrinkende sind panisch und können nicht mehr strampeln oder winken, weil sie instinktiv ihre Beine nach unten und die Arme zur Seite ausstrecken, um nicht unterzugehen.
5. Nicht nur Nichtschwimmer*innen ertrinken
Regelmäßig warnt die DLRG davor, dass auch Kinder und Erwachsene, die bereits schwimmen können, ertrinken können. Hat euer Kind beispielsweise gerade sein Seepferdchen gemacht, bedeutet das längst nicht, dass es gut genug schwimmen kann. Aus Expertensicht gilt eine Person erst dann als sichere*r Schwimmer*in, wenn er/sie die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens "Bronze" sicher beherrscht.
Weitere Gründe für das Ertrinken
- plötzliche Erschöpfung und/oder Unterkühlung
- aufgeschlagener Kopf – beispielsweise nach einem Köpper, nach dem Springen vom Beckenrand, während des Tobens etc.
- starke Strömungen oder Wellenbäder
- Bauchklatscher – nicht nur schmerzhaft, sondern kann Kreislaufschock/Ohnmacht auslösen
Elf Baderegeln für Kinder
- Sag immer Bescheid, bevor du ins Wasser gehst.
- Am Beckenrand wird nicht gerannt.
- Als Nichtschwimmer*in gehst du nur ins Nichtschwimmer*innenbecken und bis zum Bauch ins Wasser.
- Halte dich nicht unter Rutschen und Sprungtürmen auf.
- Beachte die Warnhinweise am Schwimmbecken, am Strand und in Wasserrutschen sowie die Durchsagen der Bademeister*innen.
- Springen darfst du nur, wenn du sicher unter Wasser bist und wenn das Gewässer tief genug ist.
- Schubsen, Untertauchen oder ähnliche Dinge sind tabu! Untertauchen im Sinne eines Spiels ist nur dann okay, wenn sich die andere Person darauf einstellen kann und will.
- Schwimmübungen, Tauch- und Springversuche nur unter Aufsicht.
- Mit ganz leerem oder ganz vollem Magen nicht ins Wasser gehen.
- Gewöhne dich langsam an die Kälte und verlasse das Wasser, sobald du anfängst zu frieren oder erschöpfst bist.
- Achte auch auf andere Personen im und am Wasser.