Was ist eine vorzeitige Plazentaablösung?
Normalerweise löst sich die Plazenta beziehungsweise der Mutterkuchen erst nach der Geburt von der Gebärmutter ab und wird dann ausgestoßen. Dieser Prozess nennt sich Nachgeburt. Bei einer vorzeitigen Plazentaablösung geschieht dies bereits in der Schwangerschaft – meist nach der 20. Schwangerschaftswoche – und gefährdet euer Leben und das eures Babys.
Die gute Nachricht: In den meisten und dennoch seltenen Fällen löst sich die Plazenta nur teilweise – dies betrifft 0,4 bis 1,5 Prozent (einer von 100 Fällen) aller Schwangerschaften. Zu einer vollständigen Ablösung kommt es sogar nur bei 0,002 Prozent (einer von 500 Fällen).
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Warum ist die vorzeitige Plazentaablösung gefährlich?
Die Plazenta ist das Versorgungszentrum eures Babys. Hierüber wird es mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, die für das Leben und eine gesunde Entwicklung eures Babys notwendig sind. Löst sich die Plazenta vorzeitig, wird diese Versorgung zum Teil oder vollständig unterbrochen.
Risiken bei einer teilweise abgelösten Plazenta
- Intrauterine Wachstumsretardierung durch Fruchtwassermangel (Oligohydramnion):altersgerechte Kindesentwicklung ist gestört
Risiken bei einer großflächigen bzw. vollständigen Plazentaablösung (mehr als ein Drittel)
- Lebensbedrohliche Mangelversorgung durch Sauerstoff- und Nährstoffmangel:mögliche Risiken sind z. B. Hirnschäden und der Tod des Babys (intrauteriner Fruchttod)
Risiken bei der Mutter
- Kreislaufversagen
- Schock
- Blutgerinnsel
- (Ein-)Blutungen in der Gebärmutter
- Niereninsuffizienz
Was sind die Ursachen für eine vorzeitige Mutterkuchenablösung?
Bislang konnte keine eindeutige Ursache für die Ablösung ausgemacht werden.
Allerdings erhöhen vermutlich folgende Punkte das Risiko:
- Plazenta liegt falsch (z. B. Plazenta praevia)
- Schwangere stürzt auf den Bauch/Po oder verletzt sich am Bauch (z. B. durch einen Tritt/Stoß)
- Veränderung des Drucks in der Gebärmutter durch z. B. Mehrlingsschwangerschaft oder vorzeitigen Blasensprung
- zu kurze Nabelschnur oder Nabelschnurumschlingung (= zu starker Zug an der Plazenta)
- vorherige Plazentaablösung (Risiko für erneute Ablösung zwischen fünf bis zehn Prozent)
- Plazentainsuffizienz
- verengte Gefäße durch z. B. Präeklampsie oder Rauchen
- Schwangerschaftsdiabetes/Mangelernährung
- Alkohol-/Drogenkonsum in der Schwangerschaft
- Mutter ist älter als 35 Jahre
- zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion)
Welche Symptome hat man bei einer Plazentalösung?
Gerade eine teilweise Ablösung bemerkt ihr wahrscheinlich gar nicht, da ihr generell keine Schmerzen dabei verspürt und oft keine Symptome habt. Diese wird dann oft erst bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Bei einer vollständigen Ablösung kommt es meist erst nach der großflächigen oder vollständigen Ablösung der Plazenta zu Symptomen wie ...
- Blutungen durch die Ablösung von der Gebärmutterwand – das Blut kann sich allerdings auch hinter dem Mutterkuchen anstauen und eine Blutung bleibt aus
- Schmerzen/Druckempfindlichkeit, weil die Gebärmutter die Plazenta ausstoßen möchte und sich dadurch zusammenzieht
- Weitere mögliche Symptome: Schockzustand mit erhöhtem Puls und starkem Blutdruckabfall bis hin zur Ohnmacht, Schwindel, Übelkeit, Blässe, Frieren/Zittern, Durst, harter Bauch, Wehen
Wann zum Arzt?
Eine Plazentaablösung ist ein Notfall und kann nur durch medizinische Untersuchungen diagnostiziert werden. Stellt ihr eines oder mehrere der genannten Symptome fest, sucht sofort eine*n Ärzt*in, eine Notambulanz bzw. ein Krankenhaus auf oder ruft einen Rettungswagen.
Dann werden u. a. folgende Untersuchungen gemacht:
CTG (Kardiotokografie)
Vor allem die Herztöne des ungeborenen Babys, die mithilfe des CTGs (Kardiotokografie) erfasst werden, sind dann ausschlaggebend und geben Auskunft über seinen „fetal distress“:
Puls ist …
- regelmäßig schnell – Plazenta ist teilweise abgelöst
- anhaltend niedrig – Plazenta ist großflächig abgelöst
- nicht mehr vorhanden – Plazenta ist vollständig abgelöst
Dopplersonografie
Außerdem erfolgt eine Dopplersonografie, um zu prüfen, wie die Plazenta liegt und ob sich euer Baby bewegt.
Bei Frauen, die bereits eine Plazentaablösung in vorherigen Schwangerschaften hatten, werden ab der 20. SSW vorsorglich regelmäßige Kontrollen mit Doppler-Ultraschall empfohlen. Auch bei anderen Risikofaktoren werdet ihr möglicherweise vorbeugend engmaschiger untersucht.
Blutuntersuchung
Anhand einer Blutuntersuchung wird ermittelt, ob möglicherweise der Gerinnungswert stark angestiegen ist (Zahl der Blutplättchen/Thrombozyten). Der Hämoglobinwert (roter Blutfarbstoff) gibt Auskunft darüber, ob eine starke Blutung besteht.
Wie wird die Plazentaablösung behandelt?
Rückgängig machen kann man eine Plazentaablösung leider nicht mehr. In jedem Fall ist gerade zu Beginn eine engmaschige und in der Regel stationäre Kontrolle von Schwangeren und Baby notwendig.
Je nach Schweregrad und gesundheitlichem Zustand von Mutter und Kind wird dann wie folgt behandelt:
Geringe Plazentalösung vor der 35. SSW
Geht es Mutter und Kind gut und besteht keine akute gesundheitliche Gefahr, wird vor der 35. SSW versucht, die Geburt so lange wie möglich hinauszuzögern. Dies geschieht durch strenge Bettruhe der Mutter und durch Medikamente wie Kortikosteroide (Kortison), um die Lungenreifung des Babys zu unterstützen. Eine mögliche Frühgeburt wird somit risikoärmer und das Risiko einer Funktionsstörung der Lungen (Atemnotsyndrom) geringer.
Geringe Plazentaablösung nach der 35. SSW
Bei leichten Ablösungen wie Randsinusblutungen (hier hat sich nur der Rand gelöst) nach der 35. SSW raten Ärzt*innen den Schwangeren meist nur zur Schonung und Bettruhe, bis die Blutungen aufgehört haben. Geschlechtsverkehr solltet ihr bis zur Geburt nicht mehr haben.
Großflächige oder vollständige Plazentaablösung nach der 35. SSW
Bei einer großflächigen Plazentaablösung nach der 35. SSW wird meist ein Notkaiserschnitt durchgeführt. Die Lungenreifung des Kindes ist dann fast abgeschlossen.
Hat sich die Plazenta bereits vollständig abgelöst und kommt es zu einer starken Blutung, wird ebenfalls ein Notkaiserschnitt gemacht.
In seltenen Fällen verstirbt das Kind in der Gebärmutter. In diesem Fall wird die Geburt dann durch Medikamente eingeleitet und das Kind vaginal geboren.
Kann man vorbeugen?
Vorbeugen könnt ihr am besten, indem ihr euch an den möglichen Risiken orientiert und diese minimiert. Ein gesunder Lebensstil ist daher das beste Mittel, für eine komplikationslose Schwangerschaft und ein gesundes Baby. Habt ihr bereits ein erhöhtes Risiko, sind engmaschigere Vorsorgeuntersuchungen unverzichtbar, über die euch dann eure behandelnden Ärzt*innen informieren. Und natürlich gilt wie bei allen anderen Unsicherheiten und Auffälligkeiten auch: Haltet zeitnah ärztliche Rücksprache.