Person vor dem Einstieg in ein Eiswasserbad

Sisu – eine finnische Art von Resilienz

Widerstandsfähig wie die Finnen – können wir uns davon etwas abschauen? Stereotype in Verbindung mit bestimmten Ländern sind ja so eine Sache. Verallgemeinerungen werden einem Land oder einer Region sicher nicht gerecht. Aber manche Phänomene wirken auch als eine Art „Selbstbeschwörung“, durch die sich eine Identität ergibt, die die guten Eigenschaften bestärkt. So kann man das auch bei „Sisu“ sehen, einem finnischen Begriff, der die Bewohner stolz macht. Wir erklären, was die finnische Lebensphilosophie so besonders macht.

Was bedeutet Sisu?

Sisu kann man sich als eine Art finnischer Version von Resilienz vorstellen: Der Begriff kann schlecht wörtlich übersetzt werden, meint aber so etwas wie „klaglose Beharrlichkeit“ oder „Durchhaltevermögen“. Gemeint ist eine innere Stärke, die die Finnen für sich reklamieren und die sie für besonders kritische oder schwierige Situationen wappnet. Den Ursprung hat der Begriff in der Bewältigung von Kampfsituationen im Krieg, in denen die Finnen Sisu bewiesen haben. Auf diese Erfahrungen stützt sich das Selbstbild, dass die Finnen auch in scheinbar ausweglosen Situationen nicht aufgeben.

Sisu bezieht sich auf die innere Einstellung zum Leben. Die Finnen sehen sich selbst als besonders beharrlich, widerstandsfähig und selbstwirksam. Manchmal muss man im Leben die Zähne zusammenbeißen und durchhalten, um seine Ziele zu erreichen. Innere Stärke und Mut können dazu beitragen, dass wir zufriedener auf unser Leben blicken.

Challenge Eisbaden – und danach zur Belohnung in die Sauna

Aber auch finnische Gewohnheiten lassen sich auf Sisu zurückführen. So ist das beliebte Eisbaden für viele Finnen ein Ritual, mit dem Sisu gelebt wird: einerseits eine Art, mit den schwierigen Bedingungen der Natur umzugehen, andererseits Gelegenheit, sich selbst herauszufordern und nach der absolvierten „Challenge“ zu belohnen, zum Beispiel durch einen Saunabesuch. Denn auch das gehört zu Sisu, nicht nur, stark zu sein, sondern sich auch selbst etwas Gutes zu tun!

Übrigens: Finnland liegt beim World Happiness Report 2020 auf Platz 1 der zufriedensten Länder! Könnte das auch etwas mit dem Konzept Sisu zu tun haben? Können wir uns bei Sisu und der Einstellung der Finnen etwas abgucken?

Besinnung auf sich selbst als Voraussetzung für Stärke im Leben

Autoren haben sich mit dem Phänomen Sisu auseinandergesetzt und geben in Ratgeberbüchern Tipps, wie wir heute für uns diese Philosophie leben können. Das bekannteste Buch dazu hat die Autorin Joanna Nylund geschrieben: „Sisu: The Finnish Art of Courage”. Das Buch ist eine Art Ratgeber, wie wir von Sisu profitieren können. Dabei spielt es eine große Rolle, sich auf sich selbst zu konzentrieren und Ruhe zu suchen, um den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu sein. Die innere Einkehr bei sich selbst gilt also als Voraussetzung, um nach Außen Stärke und Widerstandskraft im Leben zu zeigen. Auch der Spaß an der Herausforderung ist ein wichtiger Punkt – siehe Eisbaden. Alles in allem geht es um ein gesundes, zufriedenes Leben, bessere Beziehungen mit Menschen und das Erreichen von Zielen bzw. das Überstehen von „Durststrecken“ oder schwierigen Phasen im Leben.

Auch heute gehört Sisu bei den Finnen zum Selbstverständnis dazu. Jeder, der sich mit dem Land beschäftigt, wird früher oder später der Lebensphilosophie begegnen. Der Umgang mit den großen und kleinen Sorgen des Lebens ist für viele Finnen tief verwurzelt im eigenen Selbstverständnis – und manchmal hilft ja auch die Selbstbeschwörung und das eigene Selbstbild, sich dem Leben mit allen Aufs und Abs humorvoller und besser zu stellen.

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