Kinder unterschiedlicher Nationalitäten spielen im Wald mit Seifenblasen und freuen sich

6 Tipps für eine antirassistische Erziehung

Eine antirassistische Erziehung ist in unserer Gesellschaft von großer Bedeutung, um Kindern Werte wie Toleranz und Respekt gegenüber allen Menschen zu vermitteln. Dennoch ist sie noch nicht überall selbstverständlich. Hier findet ihr wichtige Tipps für eine antirassistische Erziehung.

Kinder zu weltoffenen, toleranten und respektvollen Menschen zu erziehen, ist gar nicht so schwer. Wären da nicht die vielen Vorurteile und eingefahrenen Verhaltens- und Denkweisen, die wir Erwachsene durch unsere eigene Erziehung und unser Umfeld verinnerlicht haben. Vieles davon beabsichtigen wir gar nicht und würden uns auch nicht als rassistisch bezeichnen. Und dennoch sind wir es manchmal. Um Kinder antirassistisch zu erziehen, ist es daher unausweichlich, dass wir bei uns selbst anfangen und unser eigenes Verhalten hinterfragen!

6 Tipps für eine antirassistische Erziehung

1. Antirassistische Erziehung erfordert antirassistisches Denken und Handeln

Manchmal beinhalten selbst gut gemeinte oder Handlungen aus Vorsicht rassistische Denkmuster.

Zwei Beispiele:

  • Das Nachhaken, woher eine Person „ursprünglich“ kommt, kann als rassistisch empfunden werden. Denn wir machen damit deutlich, dass diese Person aufgrund ihres Aussehens scheinbar nicht „zu uns“ gehört.
  • Ebenfalls weit verbreitet, obwohl man ja „eigentlich kein/e Rassist/in“ ist: Man hält in der Öffentlichkeit die Tasche fester am Körper, weil man an einer Person vorbei läuft, die eine andere Hautfarbe hat.

Sofern wir in solchen Situationen  unser eigenes Verhalten hinterfragen und andere Sichtweisen zulassen, können wir Missverständnisse oder Fehler wie diese meist schnell und einfach aus dem Weg räumen, es von da an besser machen und Kindern ein Vorbild sein. Vorausgesetzt, wir verstehen auch, dass Rassismus keine Option, sondern schlichtweg falsch ist!

Unbewusste Vorurteile, auch als implizite Biases bekannt, sind tief in unseren Denkprozessen verankert und beeinflussen unser Verhalten oft unbemerkt. Um diese zu erkennen, ist es hilfreich, sich regelmäßig selbst zu reflektieren und Feedback von anderen einzuholen. Spezielle Trainings oder Workshops können dabei unterstützen, diese Vorurteile aufzudecken und Strategien zu ihrer Überwindung zu entwickeln.

2. Anders, aber gleich viel wert!

Natürlich dürft und ihr mit euren Kindern über die Einzigartigkeit von Menschen sprechen. Ob Hautfarbe, Größe, Sommersprossen, Stimme, sexuelle Orientierung, körperliche oder geistige Behinderungen und so weiter: Wir alle sind unterschiedlich und darüber können wir sprechen. Allerdings sollte darin keine Wertung einfließen beziehungsweise ist eine Person nicht mehr oder weniger Wert, weil sie eine andere Hautfarbe hat oder weil ein Junge statt blauer Kleidung pinke bevorzugt. Denn auch Geschlechterklischees sind in unserem Alltag und in dem unserer Kinder omnipräsent und können zu Ausgrenzung führen.

Es ist wichtig, Kinder für Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren. Erkläret ihnen, was Rassismus ist, und ermutigt sie, ihre Gefühle und Beobachtungen zu teilen. Rollenspiele können helfen, angemessene Reaktionen auf diskriminierende Situationen zu üben. Zudem solltet ihr eurem Kind vermitteln, dass es immer Unterstützung bei Erwachsenen suchen kann, wenn es Zeuge oder Opfer von Rassismus wird.

Natürlich dürfen eure Kinder auch mal jemanden richtig blöd finden. Das sollte aber aus anderen Gründen der Fall sein, wie etwa aufgrund schlechter Verhaltensweisen. Habt ihr das Gefühl, dass euer Kind aus Gründen des Aussehens oder Ähnlichem ein anderes Kind nicht mag, erklärt ihm altersgerecht, wieso seine Sichtweise nicht in Ordnung ist und versucht, der Ursache auf den Grund zu gehen.

mentalis CareNow: Soforthilfe für junge Menschen mit psychischen Belastungen

Kinder und Jugendliche erleben täglich Rassismus und Diskriminierung – auch in Deutschland. Deshalb ist es umso wichtiger, dieses Thema offen anzusprechen. Eine kleine Stütze kann das Online-Programm mentalis CareNow sein. Dieses hilft Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, mit psychischen Belastungen umzugehen. BIG-Versicherte können es kostenlos, ohne bürokratischen Aufwand, ohne ärztliche Überweisung und ohne Wartezeit nutzen.

Junges Mädchen spricht mit ihrer Mutter über ihre Sorgen

3. Antirassistische Bücher und Diversity-Spielzeug

Je jünger eure Kinder sind, desto unvoreingenommener sind sie noch in ihrer Meinung und ihrem Handeln und desto spielerischer könnt ihr euch der Thematik widmen. Lest gemeinsam Kinderbücher, die Diversität vermitteln und kauft beispielsweise einfach mal eine Puppe, die sich in ihrem Aussehen und ihrer Herkunft von eurer eigenen unterscheidet. Eine weitere „Kleinigkeit“, die mal wieder zeigt, wie eingefahren wir mit vielen Äußerungen sind: Wenn wir bei einem hellen Farbstift von „DER Hautfarbe“ sprechen. Schließlich kann auch dunkelbraun eine Hautfarbe sein.

Nutzt die Empfehlungen von Organisationen oder Fachportalen, die sich mit Vielfalt in Medien beschäftigen, um geeignete Materialien zu finden.

4. Interesse und Teilhabe am Leben eurer Kinder

Ab der Grundschule kann es je nach Freundeskonstellationen und dem restlichen Umfeld schon mal schwieriger für eure Kinder werden, frei von Vorurteilen und bestimmten Verhaltensweisen zu sein. In dieser Entwicklungsphase beginnen sie, soziale Unterschiede und Hierarchien festzustellen, ordnen sich selbst und ihre Klassenkameraden diesen Hierarchien unter und Gleiches geschieht durch andere mit ihnen. Mal ordnet man sich den negativen Meinungen anderer unter, mal ist man selbst die Person, die ausgegrenzt wird und mal klappt es mit der Akzeptanz von Diversität sehr gut. Um herauszufinden, welche Klassendynamik bei euren Kindern vorherrscht, sucht regelmäßig das Gespräch, unterhaltet euch über das, was euer Kind beschäftigt, was in der Schule passiert und versucht, einen guten Kontakt zu Lehrern und sofern möglich auch zu anderen Eltern zu pflegen.

5. Aktiv antirassistisch: Schaut nicht weg und erhebt eure Stimme

Um euren Kindern bewusst zu machen, dass Rassismus und Diskriminierung nicht akzeptabel sind, gilt es für jeden von uns, uns im Alltag laut dagegen auszusprechen. Ob es der Familiengeburtstag ist, bei dem sich der Schwager mal wieder rassistisch äußert, andere Kita-Eltern über das „erste ausländische Kind“ in der Gruppe lästern oder im Bus eine alte Dame einen dunkelhäutigen Jungen beschimpft: Schaut nicht weg und seid nicht still! Macht deutlich, dass ihr diese Verhaltensweisen nicht akzeptiert. Ganz sicher werden sich eure Kinder an eurem Verhalten orientieren und merken, dass sie etwas bewirken können. Gleiches hat ja bereits durch eure Mithilfe bei ihnen selbst geklappt! :)

6. Integration

Euer Nachwuchs hat zum ersten Mal einen Freund oder eine Freundin, der/die zum Beispiel eine andere Hautfarbe hat? Unterstützt ihn darin, mögliche Barrieren zu beseitigen, indem ihr aufgeschlossen seid und das Kind beziehungsweise die Familie bei euch willkommen heißt. Eben so, wie ihr es bei anderen Freunden und Familien auch macht.

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