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Kind misst auf dem Wohnzimmerteppich seinen Blutzucker mit Pen

Diabetes bei Kindern: Erkennen, behandeln und unterstützen

Laut Expert*innen sind in Deutschland rund 30.500 bis 32.000 Kinder und Jugendliche an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt, jährlich kommen etwa 2.300 Neuerkrankungen hinzu, die Tendenz ist steigend. Damit ist die Zuckerkrankheit die häufigste chronische Stoffwechselerkrankung zwischen 0 und 19 Jahren. Zudem erkranken immer mehr junge Menschen an Diabetes Typ 2. Zum Welt-Diabetes-Tag erfahrt ihr, woran ihr die beiden häufigsten Diabetes-Formen bei Kindern erkennt, ob und wie ihr vorbeugen könnt, wie sie behandelt werden und welche Herausforderungen sie im Alltag mit sich bringen.

Wie entsteht Diabetes Mellitus Typ 1?

Der Typ-1-Diabetes (T1D) ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der Betroffene kaum bis gar kein Insulin produzieren, da das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Das Hormon Insulin transportiert eigentlich den Zucker, den wir mit der Nahrung aufnehmen, vom Blut in die Zellen, um daraus Energie zu gewinnen. Durch einen Insulinmangel sammelt sich der Zucker im Blut an und der Blutzuckerspiegel steigt (Hyperglykämie).

Wodurch der Typ-1-Diabetes genau entsteht, ist bislang noch unklar. Man geht von einer Kombination aus mehreren Risikofaktoren wie Vererbung, Infektionen und beispielsweise auch einer zu kurzen Stillzeit aus. Wird die Zuckerkrankheit zu spät erkannt oder gar nicht behandelt, kann es zu einer sogenannten diabetischen Ketoazidose kommen: Denn damit der Körper die Zellen weiterhin mit Energie versorgen kann, werden Fettreserven abgebaut. Durch diesen Abbau entstehen wiederum Ketone, die zur Übersäuerung und zu lebensbedrohlich erhöhten Blutzuckerwerten führen können.

Diabetes Typ 1 Symptome bei Kindern

Leider zeigen sich die Symptome des Typ 1 Diabetes bei Kindern meist erst, wenn bereits 80 Prozent der Insulin-produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört worden sind.

Häufige Symptome sind:

  • starker Durst
  • häufiger Harndrang
  • Heißhunger
  • Acetongeruch bei ausgeatmeter Luft (ähnelt Geruch von Nagellackentferner)
  • Bauchschmerzen
  • Müdigkeit
  • Leistungs- und Konzentrationsschwäche
  • Gewichtsverlust

Wie wird Typ 1 Diabetes bei Kindern behandelt?

Bislang ist diese Form der Zuckerkrankheit nicht heilbar. Betroffene sind daher ein Leben lang auf eine Insulintherapie angewiesen. Das Insulin muss mehrmals täglich – Dosis und Zeitpunkt sind hierbei äußerst wichtig  mit einem Insulin-Pen, einer Spritze oder einer Insulinpumpe unter die Haut gebracht werden. Bei der Pumpe wird dem Körper das Insulin dauerhaft über einen feinen Schlauch zugeführt und kann gerade Kindern den Alltag mit Diabetes erleichtern, da sie die Pumpe auch beim Sport und beim Spielen am Körper tragen können und die Injektionen mit Spritze oder Pen entfallen. Beim Schwimmen kann die Insulinpumpe kurzzeitig abgetrennt werden.

Behandlung chronischer Erkrankungen: Disease Management Programme (DMP)

Neben der Insulingabe lernen Eltern und Kinder in einer speziellen Diabetes-Schulung innerhalb des DMPs unter anderem den zugeführten Zucker (Kohlenhydrate), den sie durch die Nahrung aufnehmen, zu berechnen, wie viel Insulin der Körper zu welcher Tageszeit für welche Nahrungsmittel benötigt, wann und wie sie mehrmals täglich ihren Blutzuckerspiegel messen, welche Komplikationen – speziell Über- und Unterzuckerung – wann eintreten können und was im Notfall zu tun ist.

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Unterzuckerung (Hypoglykämie)

Ein häufiger und lebensbedrohlicher Notfall, der innerhalb einer Diabetes-Behandlung entstehen kann, ist die Unterzuckerung.

Mögliche Ursachen:

  • zu viel Insulin verabreicht
  • zu hohe körperliche Belastung
  • Überdosierung eines Antidiabetikums
  • ausgelassene/unregelmäßige Mahlzeiten

Symptome einer Unterzuckerung

  • Schwindel
  • Schwitzen
  • Zittern
  • Herzklopfen
  • Schwächegefühl
  • Konzentrations- und Sehstörungen
  • Im schlimmsten Fall: Krämpfe und Bewusstseinsstörungen

Wie entsteht Diabetes Typ 2 bei Kindern?

Zwar tritt der Typ-2-Diabetes meist nach dem 40. Lebensjahr auf, allerdings erkranken auch immer mehr Kinder und Jugendliche daran – laut Schätzungen derzeit etwa 200 Kinder zwischen zwölf und 19 Jahren pro Jahr, Tendenz steigend. Hat der Körper einige Jahre viel Insulin produziert, werden die Zellen irgendwann resistent gegenüber dem blutzuckersenkenden Insulin. Dadurch entsteht ein relativer Insulinmangel. Zwar produziert der Körper weiterhin genug Insulin, allerdings wirkt es an den Zellen immer schlechter. Daher steigert die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion, bis sie erschöpft und die Insulinproduktion nimmt immer mehr ab – ein absoluter Insulinmangel kann dann eintreten, wenn der Typ-2-Diabetes zu lange unbehandelt bleibt.

Die Ursachen beim Diabetes Typ 2 sind auf unseren ungesunden Lebenswandel zurückführen. Und dieser macht sich längst nicht mehr nur bei uns Erwachsenen, sondern immer häufiger auch bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar: Bewegungsmangel, fett- und zuckerreiche Ernährung und das häufig daraus resultierende Übergewicht bis hin zur Fettsucht (Adipositas) sowie genetische Faktoren erhöhen das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Da er bei Kindern und Jugendlichen häufig lange Zeit unentdeckt bleibt, fordern Expert*innen, Jugendliche, die unter Adipositas leiden, auf Glukoseintoleranz zu testen.

Diabetes Typ 2 Symptome bei Kindern

Die Symptome sind fast identisch zum Typ-1, jedoch entwickeln sie sich langsamer. Nur beim Körpergewicht zeigt sich gewöhnlich ein großer Unterschied. Verlieren Kinder mit Typ 1 Diabetes eher stark an Gewicht, sind die Typ 2 Kinder meist stark übergewichtig.

Wie wird Typ 2 Diabetes bei Kindern behandelt?

Auch Kinder mit Diabetes Typ 2 erhalten eine individuelle Diabetes-Schulung. Hier liegt das Hauptaugenmerk auf einer Ernährungsumstellung (Diabetes-Diät) und Ernährungsberatung sowie auf einem speziellen Bewegungsprogramm. Zudem lernen auch hier die Kinder, ihre Blutzuckerwerte zu messen. Auch auf mögliche oder bereits bestehende Begleit- oder Folgeerkrankungen wird Bezug genommen und notwendige Behandlungsschritte eingeleitet. Diese können unter anderem die Augen, Nieren, das Nervensystem und die Gliedmaßen betreffen. Häufig reichen ein gesunder Lebensstil und die damit verbundene Gewichtsreduktion für eine erfolgreiche Behandlung aus. Ist der Blutzucker allerdings immer noch erhöht oder gelingt es der Familie nicht, das Kind zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren, sind zusätzliche Diabetes-Medikamente (Antidiabetiker) notwendig.

Behandlungsziel bei beiden Diabetes-Typen ist, den Blutzucker zu senken und so konstant wie möglich zu halten, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Je jünger Betroffene sind, desto größer ist das Risiko, diese zu entwickeln und je später Diabetes diagnostiziert wird, desto häufiger bestehen bereits Begleit- und entwickeln sich Folgeerkrankungen.

Sport für Kinder: Diese 6 Sportarten machen Laune und sind gesund!

Grundlegend ist es bei jeder Sportart für Kinder wichtig, dass sie Freude daran haben. Um einer Verkümmerung und Überbeanspruchung der Muskeln, Verletzungen und Haltungsstörungen entgegen zu wirken, sollte immer die gesamte Muskulatur trainiert werden. Positive Nebeneffekte? Durch regelmäßigen Sport werden weitere Fähigkeiten geschult. Dazu zählen zum Beispiel Koordination, Gleichgewicht, Konzentration, Sozialkompetenz sowie die Stärkung des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls.

Diese Sportarten sind empfehlenswert!
Kinder beim Sport

Wie wird Diabetes bei Kindern diagnostiziert?

Stellt ihr bestimmte Symptome bei euren Kindern fest, sucht eine ärztliche Praxis oder die Notaufnahme auf. Die Diagnose erfolgt durch ein ausführliches Arztgespräch, eine körperliche Untersuchung und der Bestimmung des Nüchtern- sowie Langzeit-Blutzuckers (Hb1Ac). Weitere Untersuchungen wie ein oraler Glukosetoleranztest, Antikörpertest und Blut- und Urinuntersuchung können folgen.

Herausforderung für die ganze Familie

Diabetes bei Kindern bedeutet, dass sich die gesamte Familie sowie der Verwandten- und Bekanntenkreis stark umstellen und über die Erkrankung im Bilde sein müssen, um das Kind optimal unterstützen zu können. So werdet ihr viel Zeit in die Blutzuckermessung, die medikamentöse Behandlung und die Ernährungsumstellung investieren müssen. Typ 2 erfordert zudem, dass sich euer Kind regelmäßig sportlich betätigt. Gerade weil ihr euer Kind laufend „kontrollieren“ müsst, kann es häufiger zu Konflikten zwischen euch und eurem Kind, aber auch zwischen euch und dem anderen Elternteil und Geschwisterkindern kommen. Einfühlungsvermögen und Verständnis allein reichen dann möglicherweise nicht mehr aus. Scheut euch nicht, in diesem Fall Selbsthilfegruppen, Psychotherapien, Eltern-Kind-Kuren sowie spezielle Angebote wie Gruppenreisen für Kinder mit Diabetes in Anspruch zu nehmen. Welche Hilfsangebote für euch am sinnvollsten sind, könnt ihr gemeinsam mit euren Kindern, Ärzt*innen beziehungsweise innerhalb des DMPs besprechen. 

Diabetes bei Kita- und Schulkindern

Da ein Diabetes eine Vielzahl an Veränderungen und Behandlungen mit sich bringt und Kinder noch viel Unterstützung benötigen, ist es unerlässlich, Erzieher*innen und Lehrer*innen über die Erkrankung aufzuklären. Grundlegend sind Kinder mit Diabetes genauso belastbar wie andere Kinder und können beispielsweise am Sportunterricht, an Ausflügen und Klassenfahrten teilnehmen. Leider erfahren viele betroffene Kinder dennoch viel Ausgrenzung und schämen sich für ihre Erkrankung. Fühlt euch vor Erzieher*innen oder Lehrer*innen nicht schlecht oder schuldig, weil euer Kind mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigt und bittet um ihre Mithilfe.

Das sollten Erzieher- beziehungsweise Lehrpersonal wissen:

  • Wie sie eine Unter- oder Überzuckerung beim Kind individuell erkennen können.
  • Welche Behandlungsmaßnahmen während des Kita- oder Schulaufenthalts notwendig sind und wie sie das Kind dabei unterstützen (Nahrungsaufnahme und/oder Blutzucker während des Unterrichts messen etc.).
  • Was im Notfall zu tun ist (Traubenzuckergabe, Notfallnummern, Hilfestellung beim Verabreichen des Insulins etc.).
  • Was bei Unwohlsein zu tun ist (beispielsweise mit dem Sport aufhören oder eine Pause einlegen).

Zudem sollten sie …

  • die anderen Kinder über die Erkrankung und mögliche Risiken aufklären, sofern notwendig.
  • klären, welche Bedingungen für Ausflüge und Klassenfahrten für das betroffene Kind notwendig sind (insbesondere Mahlzeiten und außergewöhnliche Belastungen wie Wanderungen, Freizeitparks usw.).

Hier besteht häufig das Problem, dass Pädagog*innen auf eine speziell geschulte Begleitperson bestehen, damit das betroffene Kind an der Klassenfahrt oder dem Ausflug teilnehmen kann. Abgesehen davon, dass dies nur selten umsetzbar ist, ist besonders Schulkindern dieser Umstand äußerst unangenehm und sie verzichten lieber auf die Aktivität, wodurch sie noch mehr Ausgrenzung erfahren. Hinzu kommt, dass dadurch auch gesunden Kindern die Möglichkeit genommen wird, Verständnis für das betroffene Kind zu entwickeln und Wissen über die Erkrankung zu erlangen. Inklusion heißt das Zauberwort ...

Sport und Präventionskurse

Ein gesunder Lebensstil hat viele Facetten – angefangen bei Ernährung und Bewegung bis hin zu Stressbewältigung oder Rauchentwöhnung. Die BIG beteiligt sich an den Kosten für Präventionskurse und hält verschiedene Fitness-Angebote für euch bereit.

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Mutter- oder Vater-Kind-Kur – Gemeinsam erholen

Kuren unterstützen den Gesundungsprozess. Die BIG bietet Müttern oder Vätern mit ihren Kindern die Möglichkeit, sich bei einer Vorsorge- oder Rehabilitationskur zu erholen bzw. zu genesen.

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Mutter und Kind lesen ein Buch.