Grundschulkind mit langen Haaren hält sich beide Hände an die Schläfen und hat einen schmerzverzehrten Blick

Migräne bei Kindern: Auslöser, Symptome und vorbeugende Maßnahmen

Mehrmals im Monat wird die achtjährige Mala von pochenden und dröhnenden Kopfschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen heimgesucht. Dann wird sie zu einer Vampirin, sagt sie immer, weil sie sich dann nur noch im abgedunkelten Kinderzimmer im Bett verkriechen kann, bis die Schmerzattacke vorbei ist. Damit ist sie nicht allein. Rund fünf bis 15 Prozent der Kinder und Teenager leiden unter Migräne, teilweise begleitet von der Hirnstamm-Aura (Alice-im-Wunderland-Syndrom). Manchmal geht ihr auch die sogenannte Bauchmigräne (abdominelle Migräne) voraus. Am heutigen Weltkopfschmerztag wollen wir euch für Migräne bei Kindern sensibilisieren.

Migräne tritt am häufigsten bei Erwachsenen im Alter zwischen 25 und 45 und dreimal mehr bei Frauen als bei Männern auf. Allerdings leiden auch viele Kinder unter den pochenenden Kopfschmerz-Attacken, die zu einem kompletten Knock-out führen und deshalb eine große Belastung für die betroffenen Kinder sind. Ob bereits Babys unter Migräne leiden, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Da es bei ihnen allerdings auch so was wie zyklisches Erbrechen und infantile Koliken gibt und von ihnen später zum Teil die Diagnose Migräne bekommen, könnten diese und weitere Symptome Vorläufer sein.

Woran erkennt man Migräne bei Kindern?

Meist lassen sich Spannungskopfschmerzen und Migräne bei Kindern dadurch unterscheiden, dass der Spannungskopfschmerz durch Bewegung weggeht und die Migräne eher nur durch Dunkelheit und (Bett-)Ruhe. Eurer/eure Kinderärzt*in untersucht euer Kind je nach Symptomen allerdings zur Diagnosestellung auch auf mögliche andere Erkrankungen und stellt euch einige Fragen (Anamnese).
 

Welche Kopfschmerzen gibt es und was sind die Ursachen?

Migräne ist eine angeborene und wahrscheinlich vererbte Gehirnerkrankung – grundlegend trägt also niemand die „Schuld“ für die extremen Kopfschmerzen.

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Migräne-Vorphase (Prodromalphase)


Bei einigen Kindern kündigt sich eine Migräne-Attacke wenige Tage oder Stunden vorher an.

Beispielsweise durch ...

  • Müdigkeit/Erschöpfung
  • fehlenden Appetit
  • Verstopfung
  • Benommenheit
  • starken Durst/Heißhunger
  • bedrückte Stimmung/Gereiztheit

Hirnstamm-Aura (Alice-im-Wunderland-Syndrom)

Bei einigen Kindern tritt nach der Prodromalphase die Hirnstamm-Aura-Phase auf, die rund fünf bis 60 Minuten dauert.

Das sind die Symptome dieser Phase:

  • Sehstörungen (z. B. Lichtblitze, Sternchen, Punkte)
  • Gesichtsfelddefekte
  • Sensibilitätsstörungen (z. B. Kribbeln oder Taubheit) im Gesicht, den Händen oder Füßen
  • Gegenstände oder Körperteile erscheinen größer oder kleiner (Alice-im-Wunderland-Syndrom)
  • Verwirrung
  • Sprachstörungen
  • Schwindel/Gangunsicherheit
  • Schwäche

Bauchmigräne (abdominelle Migräne)

Eine andere Vorphase kann die sogenannte Bauchmigräne mit diesen Symptomen sein:

  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Lichtempfindlichkeit
  • Blässe

Die Bauchmigräne – das Zentrum liegt nahe des Bauchnabels – kann auch ohne Kopfmigräne auftreten. Auch hier sind die Ursachen bislang nicht geklärt. Als Auslöser gelten ähnlich wie bei den Kopfschmerzattacken Stress und Schlafmangel. Leidet euer Kind also häufiger unter Bauchschmerzattacken und werden keine körperlichen Ursachen gefunden, handelt es sich wahrscheinlich um eine abdominelle Migräne, von der bis zu fünf Prozent der Grundschulkinder betroffen sind.

Migräne-Symptome bei Kindern

  • pochende und dröhnende Kopfschmerzen auf beiden Kopfseiten und der Stirn (bei Erwachsenen sind sie meist einseitig), die durch Bewegung noch stärker werden
  • Übelkeit/Erbrechen – meist stärker ausgeprägt als bei Erwachsenen
  • Licht-, Lärm- und Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit
  • Schwindel – ebenfalls stärker ausgeprägt
  • allg. Krankheitsgefühl
  • vermehrter Harndrang
  • Hautrötungen

Mögliche Auslöser der Schmerzattacken

Leidet euer Kind unter Kopfschmerzattacken, können bestimmte Trigger beziehungsweise Stressoren die Schmerzen auslösen:

  • schulischer Stress wie Leistungs- und Prüfungsdruck, Lese-Rechtschreib-Störung, Mobbing etc.
  • familiäre oder freundschaftliche Probleme
  • häufiger Medienkonsum
  • Schlafstörungen
  • Freizeitstress und damit verbundener Leistungsdruck (zu viele Hobbys, zu viele Verabredungen/Termine/Turniere etc.)
  • Trauer und Ängste
  • Periode – manchmal tritt Migräne zyklusabhängig auf
  • Nahrungsmittel, die viel Histamin enthalten wie Käse und Schokolade und Fertigprodukte – bislang nicht wissenschaftlich bewiesen
  • Unterzuckerung/Hunger/Durst
  • physikalische und chemische Reize wie laute Geräusche und Gerüche (z. B. Tabakrauch, Benzin oder Parfüm)

Wie lange hält ein Migräneanfall bei Kindern an?

Während er bei Erwachsenen einen oder sogar mehrere Tage anhalten kann, klingt ein Migräneanfall bei Kindern häufig schon nach einer halben Stunde bis mehrere Stunden wieder ab. In seltenen Fällen kann er allerdings auch bei Kindern bis zu 48 Stunden anhalten. 

Wie wird Migräne bei Kindern behandelt?

Bei einer Schmerzattacke hilft es Kindern, sich in einen abgedunkelten und geräuscharmen Raum hinzulegen beziehungsweise zu schlafen, bis die Kopfschmerzen vorüber sind. Cancelt also alle Termine beziehungsweise meldet euer Kind krank und sorgt für Ruhe und Entspannung. Lasst die Kopfschmerzen in jedem Fall von eurem/eurer Kinderärzt*in abklären und besprecht gemeinsam, welche Therapiemaßnahmen für euer Kind hilfreich sein können. Mithilfe eines Schmerzfragebogens und eines Kopfschmerztagebuchs kommt ihr den Triggern/Stressoren eures Kindes auf die Spur. Euer/eure Kinderärzt*in wird euch darüber aufklären, wie ihr ein Schmerztagebuch führt und euch Vordrucke zur Verfügung stellen. Vorbeugende Maßnahmen:
  1. Stress reduzieren mithilfe des Schmerztagebuchs lassen sich die Stressoren eures Kindes sehr gut identifizieren und dann sollten diese natürlich auch minimiert werden.
  2. gesunde Ernährung hierbei ist die Ausgewogenheit wichtiger als der komplette Verzicht auf bestimmte Lebensmittel. Verbote können zudem für weiteren Stress sorgen. Achtet darauf, dass euer Kind mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit wie Wasser, Tee und Saftschorlen zu sich nimmt und morgens zumindest ein kleines und nahrhaftes Frühstück oder gesunde Snacks zu sich nimmt.
    Brainfood für Schulkinder
  3. frische Luftund zwar regelmäßig. Vielleicht findet euer Kind ja eine Sportart oder ein Hobby, das es draußen ausüben kann.
  4. Entspannungstechniken wie Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga, Meditation, Achtsamkeitstraining (MBSR) und sanfte Sportarten Kinderyoga-Übungen
  5. Hilfe durch Eltern eure Unterstützung ist sehr wichtig, um Kopfschmerzattacken bei euren Kindern vorzubeugen und ihre Selbstheilungskräfte zu stärken. Achtet auf die genannten Punkte beziehungsweise unterstützt euer Kind liebevoll bei einer gesunden Lebensweise, motiviert es für Dinge, die ihm guttun und Spaß machen und bei der Führung des Schmerztagebuchs. Habt ihr die Stressoren eures Kindes ausfindig gemacht, könnt ihr diese dann gemeinsam minimieren. Auch ist es wichtig, dass ihr eure Kinder mental unterstützt. Zeigt Verständnis und spendet Liebe und Trost.
  6. Medikamente eine medikamentöse Behandlung sollte erst in letzter Instanz und unter Absprache erfahrener Ärzt*innen erfolgen, da viele Schmerzmittel euren Kindern schaden. Bessern sich die Beschwerden eures Kindes nicht, wendet euch an spezielle Expert*innen für Kinderkopfschmerzen.

Sind Kopfschmerzattacken bei Kindern heilbar?

Bei etwa jedem zweiten Kind klingen die Kopfschmerzattacken in der Pubertät wieder ab, bei dem Rest bleiben sie leider bestehen. Es gilt also grundlegend durch einen gesunden Lebensstil die Lebensqualität eures Kindes zu verbessern und nicht zu viel darüber nachzudenken, ob die Migräne wieder komplett verschwindet. Eine gesunde Lebensweise und die Akzeptanz, dass sich die Kopfschmerzen nicht wegzaubern lassen, bieten die besten Heilungschancen. Denn akzeptieren wir etwas ein Stück weit, beruhigt sich unser Nervensystem und es kann sich entspannen. Wollen wir etwas unbedingt weghaben, wird es eng in unserem Körper und Geist, die Atmung wird flacher und kürzer, die Nerven gereizter, wir sind noch gestresster und die Symptome verstärken sich. 
 

Mann sitzt auf einer Treppe mit Smartphone in der Hand

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Kind mit entspanntem Gesichtsausdruck

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