
Lange ging die Wissenschaft davon aus, dass bereits im Kindesalter das Gehirn vollständig entwickelt sei. Den letzten großen Schub macht es allerdings erst in der Pubertät – also etwa im Alter zwischen zehn und 19 Jahren. Und dann auch gleich auf mehreren Ebenen. Und eben das führt zum absoluten Gedanken-, Gefühls-, Sinnes- und Reaktionschaos bishin zu tiefgreifenden gesundheitlichen und sozialen Problemen.
Was führt in der Pubertät zum Kopfchaos?
Nervenbahnen optimieren sich
Mit dem Einsetzen der Pubertät optimieren sich noch mal die Verbindungen der Gehirnhälften und der Nervenzellen. Wie bereits im Kindesalter greift das Gehirn dafür auf die vorhandenen Erfahrungen und das Wissen zurück und stabilisiert und perfektioniert die Verbindungen, die es häufig genutzt hat. Dadurch wird das Gehirn leistungsfähiger und saugt das gesammelte Wissen förmlich auf. Das ist beispielsweise der Grund, weshalb Teenager unglaublich neugierig sind. Aber das ist noch nicht alles.
Frontalhirn entwickelt sich zum Schluss
Das Frontalhirn, der Teil des präfrontalen Kortexes ist, ist für unsere Vernunft, logisches Denken, Planung, Impulskontrolle, soziale Interaktionen und Moral zuständig. Und eben dieser entwickelt sich erst sehr spät. Kein Wunder also, dass Pubertierenden oft gar nicht oder zu spät die Konsequenzen ihres Handelns bewusst werden – speziell dann, wenn sie noch gar keine Erfahrung auf dem Gebiet haben.
J1 und J2: Vorsorge für Jugendliche
Für Kinder von 12 bis 14 Jahren übernimmt die BIG die Kosten für die J1. Für Jugendliche von 16 bis 17 Jahren übernimmt die BIG die Kosten für die J2 – eine weitere Früherkennungsuntersuchung, an die wir euch rechtzeitig erinnern.
Dopaminschübe
Ebenfalls neu sind für Teenager und ihr Umfeld häufige und für das Gehirn nicht kontrollierbare Dopaminschübe. Gerade neue und aufregende Erfahrungen führen dann zu einem wahren Glückstaumel der Gefühle. Zum einen heißt das, dass jede positive Erfahrung in dieser Zeit von enormer Bedeutung ist, genauso bedeutet es aber auch, dass Teenager besonders anfällig für Dinge wie Alkohol, Rauchen, Drogen und gefährliche Mutproben sind, da sie ebenfalls zur Dopaminausschüttung führen. Das untermauern auch Erhebungen: In Deutschland machen tödliche Verletzungen 62 Prozent aller Todesfälle bei Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren aus*. Das Risikoverhalten steigt dabei vor allem in Gruppen und durch den Wunsch nach Akzeptanz und Anerkennung durch Gleichaltrige.
Und neben dem Glückshormon Dopamin sind Pubertierende mit weiteren hormonellen Veränderungen konfrontiert, die ihre Stimmung und Emotionen ebenfalls extrem beeinflussen und aus denen intensive Gefühle und Stimmungsschwankungen resultieren können.
*Quelle: Deutsches Ärzteblatt

mentalis CareNow: Soforthilfe für junge Menschen mit psychischen Belastungen
Pubertierende sind anfällig für psychische Erkrankungen
Diese Achterbahnfahrt der Gefühle, das sensible und aus den Fugen geratene Belohnungssystem, die Grenzüberschreitungen und die Suche nach der eigenen Identität macht Teenager laut Expert*innen dann auch noch anfällig für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Suchterkrankungen (Alkoholsucht, Essstörungen usw.).
Abgrenzung vom Elternhaus und Akzeptanz durch Gleichaltrige
Das Leben ist als Pubertier also tatsächlich eine wilde und anstrengende Achterbahnfahrt. Der Körper entwickelt sich, das Gehirn gleicht einer Großbaustelle, die Hormone spielen verrückt und dann auch noch der individuelle Findungsprozess. Letzterer beinhaltet auch den ganz natürlichen Wunsch, sich von seinen Eltern abzugrenzen und gleichzeitig Akzeptanz und Zugehörigkeitsgefühl unter Gleichaltrigen zu finden. Vergleiche und Enttäuschungen sind da nicht weit.
Die folgenden Punkte können die Pubertät erschweren und eine gesunde Entwicklung eures Kindes negativ beeinflussen:
- Unverständnis der Eltern und/oder Lehrkräfte/Trainer*innen
- Mobbing
- Leistungsdruck
- dauernde Vergleiche (z. B. durch Eltern oder Social Media)
- fehlende Liebe und Anerkennung
- körperliche/verbale Gewalt
- Liebeskummer
- körperliche Entwicklung/Veränderungen
- Angst davor, sich zu outen (Homosexualität/Bisexualität)
So unterstützt ihr euer pubertierendes Kind
- Liebe, Verständnis und Respekt Liebe, Verständnis und Respekt gegenüber dem Pubertier legen den Grundstein, um gemeinsam die Adoleszenz zu meistern. Sagt eurem Kind, dass ihr es so liebt, wie es ist. Macht Liebe und Respekt nicht von Leistungen abhängig und habt Verständnis für die Sorgen eures Schützlings.
10 Aussagen, die eure Kinder glücklich machen - Gewaltfreie Erziehung und Orientierung Als Eltern seid ihr immer noch Vorbild für euer Kind. Auch wenn es gerade dabei ist, sich abzunabeln, sieht es immer noch, mit welcher Einstellung und welchem Verhalten ihr durchs Leben geht und guckt sich etwas davon ab. Dazu zählt natürlich auch eine gewaltfreie Erziehung.
Verbale Gewalt: Deshalb solltet ihr euer Kind nicht anschreien! - Förderung der Individualität Genauso wichtig ist allerdings, dass ihr euer Kind in seiner Individualität unterstützt und bestärkt, anstatt ihm eure eigenen Wünsche und Pläne aufzubürden. Vermeidet deshalb Vergleiche mit eurer eigenen Jugend, Geschwisterkindern oder Freund*innen.
- Struktur Ein strukturierter Alltag durch einen gemeinsam erstellten Wochenplan kann in der Pubertät sinnvoll sein, um alltägliche Konflikte zu vermeiden. Lasst euer Kind hierbei mitentscheiden, verzeiht ihm, wenn es mal etwas vergisst, aber nehmt ihm die abgesprochenen Aufgaben nicht ab.
- Gemeinsame Regeln und Kompromisse statt Verbote Ein Teenager ist kein Kind mehr und wird gerade zu einem mündigen Erwachsenen. Bezieht ihn bei Konflikten in die Problemlösung mit ein. So fühlt er sich ernstgenommen, respektiert und zu guter Letzt motiviert ein gemeinsamer Kompromiss ihn, sich daran zu halten. Verbote schreien dagegen förmlich danach, sie zu übergehen, denn: Der Dopaminschub ruft!
Medien- und Computerspielsucht bei Kindern - Aufklärung und Gleichberechtigung So normal es scheint, ist es das leider nicht. Viele Teenager klären sich selbst auf und speziell Jungen haben oft ein unzureichendes Wissen über Verhütung, Geschlechtskrankheiten, sexuelle Orientierungen und Gleichberechtigung - was ebenfalls zu Problemen führen kann. Besonders Jungen werden zudem oft bis zu ihrem Auszug alltägliche Aufgaben wie Wäsche waschen und bügeln, Betten beziehen und kochen abgenommen. Euer Sohn kann das allein – sofern ihr ihn lasst. 😉
Baby X-Experimente: Raus aus der Stereotypen-Falle - Professionelle Hilfe Nicht immer lassen sich Konflikte und Sorgen in der Pubertät ohne professionelle Hilfe lösen. Speziell bei Gewalt, großen Kommunikationsproblemen, häufigem Schuleschwänzen, psychischen Erkrankungen, Suchterkrankungen und Ähnlichem. Die BIG unterstützt euch und euer Kind, mit verschiedenen Leistungen und zusätzlichen Angeboten.
Angebotsübersicht der BIG

8 psychische Erkrankungen: Wenn die Seele leidet
